Ende Dezember 2018 hat sich der „Ethikbeirat HR Tech“ gegründet. In den letzten Tagen kochte dazu eine ziemlich intensive und teilweise etwas emotionale Diskussion hoch. LinkedIn und Twitter waren voll mit Diskussionen, Meinungen und handfesten Kontroversen. Anlass genug, sich einmal strukturiert und sachlich mit dem Ethikbeirat und der Kritik zu beschäftigen.

Der Ethikbeirat ist eine Initiative, die gemeinsam von der hkp///group und dem BPM ins Leben gerufen wurde, um sich mit dem selbsdefiniertem Ziel zu beschäftigen:

„Aufgabe des Ethikbeirats HR Tech ist die Erarbeitung eines solchen Kompasses sowie die zugehörige Aufklärungsarbeit zum Technologieeinsatz in HR.“

(Quelle: Website des Ethikbeirates HR Tech)
Ein erster Eindruck dazu liefert auch das Video vom initialen Treffen im Dezember 2018.

Wer sind die Mitglieder?

Ohne es explizit zu benennen, wirkt es durch die exponierten Stellung auf der Website so, als wären Frau Dr. Elke Eller und Herr Michael Kramasch die Vorsitzenden dieses Beirats – dies ist aber nicht klar und mag auch daran liegen, dass die beiden Personen stellvertretend für die beiden Initiatioren PBM und die hkp///group stehen. Deswegen hier kurz die Auflistung der Mitglieder:

  • Thomas Belker (HDI Service AG)
  • Andreas Dittes (Talentwunder GmbH)
  • Dr. Elke Eller (Tui AG)
  • Gehrard Fehr (FehrAdvice & Partners AG)
  • Prof. Dr. Björn Gaul (CMS Hasche Sigle)
  • Prof. Dr. Christine Harbring (RWTH Aachen)
  • Reiner Hoffmann (Deutcher Gewerkschaftsbund)
  • Prof. Dr. Bernd Irlenbusch (Universität zu Köln)
  • Anna Kaiser (Tandemploy)
  • Prof. Dr. Martin Kersting (Universität Gießen)
  • Frank Kohl-Boas (Zeit-Verlagsgruppe)
  • Michael Kramasch (hkp///group)
  • Stefan Ries (SAP SE)
  • Dr. Christian Schmeichel (SAP SE)
  • Torsten Schneider (HR Luther Rechtsanwaltsgesellschaft mbH)
  • Reiner Straub (Personalmagazin)
  • Oliver Suchy (Deutscher Gewerkschaftsbund)

Was war die Kritik?

Der Auslöser der reichweitenstarken Diskussion war ein Tweet von meinem geschätzten Blogger-Kollegen Marcel Rütten, der den geringen Frauenanteil von 17% in diesem Gremium zur Diskussion stellte.

Daraufhin verteilte sich die Diskussion auf mehrere Themenfelder und weitete sich auch noch auf LinkedIn aus.

Es wurde die Frage in den Raum gestellt, wie viel Diversity denn grundsätzlich in diesem Gremium sei – nicht nur bezogen auf das Thema Gender. Wenn es um das Thema Ethik geht, eine berechtigte Diskussion.

Es wurde auch der Wunsch nach mehr Transparenz geäußert, auch, was die Geschäftsbeziehungen der Mitglieder und Initiatoren untereinander angeht.

Dazu kamen Zweifel an der Kompetenz mancher Mitglieder auf und es wurden Empfehlungen gegeben, wer denn noch alles passen könnte.

 

Mein Fazit:

  1. In meinem im Sommer erscheinenden Buch „Digitalisierung im Recruiting“ habe ich viele Bezüge zum Thema Ethik und Digitalisierung im Kontext Recruiting geschrieben, da ich im Rahmen meiner Recherche viel über das Thema lernen konnte und dessen Relevanz verstanden habe. Das Thema ist wichtig und es sehr gut, dass es hier eine Institution gibt, die sich damit auseinandersetzt.
  2. Ich bin kein Fan davon, dass man Gremien auf Grund der Genderzusammenstellung per se kritisiert. Ich kann jedoch verstehen, dass man in einem Gremium, welches sich mit ethischen Auswirkungen auseinandersetzt, möglichst divers sein sollte. Das Thema jedoch nur auf Gender zu reduzieren halte ich für platt und populistisch.
  3. Die Diskussion um die fachliche Eignung ist sicherlich kein guter Start für den Ethikbeirat. Und ja, wenn man mich fragen würde, vermisse ich ein paar hochkarätige Experten – insbesondere als Unternehmensvertreter. Und ja, es hat mich sicherlich auch ein wenig geärgert, dass ich mich kurz nach Bekanntmachung im Januar als Unterstützung angeboten habe und bis heute nicht einmal eine Rückmeldung bekommen habe.
  4. Was jedoch beim Thema Ethik immanent wichtig ist, ist Transparenz und Unbefangenheit. Wenn der Eindruck entsteht, dass es dort Vetternwirtschaft gibt oder einzelne Personen von dieser ehrenamtlichen Tätigkeit Profit machen wollen, dann zieht es dieses Thema in den Dreck.  
  5. Zu guter Letzt gilt jedoch die alte Weisheit: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird. Die Diskussionen werden sich wieder legen und erhitzten Gemüter beruhigen. Ich hoffe, dass der Ethikbeirat dem hohen Ziel gerecht und denke, dass man ihn an seinen Taten messen wird. Eines ist sicher – er wird auch zukünftig kritisch beäugt werden.