Tesla hat sich mittlerweile zu einem Namen beziehungsweise einer Marke entwickelt, mit der man unweigerlich Assoziationen verbindet. Von Innovation bis zu „mehr Schein als Sein“ ist die Bandbreite sehr groß – aber zumindest beim Thema der Bekanntheit ist Tesla in den letzten wenigen Jahren in den Olymp der Arbeitgeber aufgestiegen. Da Tesla mittlerweile auch in Deutschland rekrutiert, ist es vielleicht mal interessant, hier genauer hinzuschauen. Nicht zu Letzt auch, weil Tesla viele Dinge richtig gemacht hat nach meiner Einschätzung.

Der Hintergrund:

Tesla baut gerade die Gigafactory Berlin-Brandenburg, welche im kommenden Jahr mit rund 12.000 Beschäftigten an den Start gehen soll. Diese sollen in der ersten Phase rund 500.000 Fahrzeuge pro Jahr produzieren. Gesucht werden laut Karriereseite (beziehungsweise der Gigafactory-Seite) die vier Bereiche: Ingenieurwesen, Bauwesen, Produktion und Operations. In Summe also ein sehr ambitioniertes Recruitingziel sowohl in Quantität als auch in Qualität.

Wartet mal. Überall jammerten Unternehmen vor der Corona-Krise, wie schwer es doch ist, die richtigen Talente zu finden – und das, obwohl die meisten Unternehmen nur einen geringen Bruchteil der Fachkräfte sucht, die Tesla sucht. Wie sollen die bitte schön 12.000 Personen einstellen? Ganz einfach: in dem sie viele Fehler nicht machen, die der Großteil des Mittelstandes und sehr viel Konzerne schon seit vielen vielen Jahren machen.

Was hat Tesla denn nun gut gemacht?

Einfacher Bewerbungsprozess

Eigentlich bin ich kein Freund davon, mich zu wiederholen – aber trotzdem scheint es nicht anzukommen, egal wie oft ich und andere Experten es wiederholen: Macht eure Bewerbungsprozesse einfacher! 50 % Abbruchquote und höher sind keine Seltenheit bei den meisten Bewerbungsformularen, bei denen Registrierungen nötig sind. Für das Recruiting der Gigafactory hat Tesla einen extrem einfachen Bewerbungsprozess ohne Registrierungs-Schi-Schi gemacht. Einfach, schlank – ausgerichtet auf Bewerber.

Einfacher geht es kaum – und trotzdem meilenweit besser, als die meisten anderen Unternehmen, die sich im Industrie-Umfeld tummeln.

Dorthin gehen, wo Bewerber sind oder sein wollen

Ja, es ist natürlich löblich, wenn man in der vierten Generation irgendwo im Nirgendwo seinen Hauptsitz hat und den Standort infrastrukturell unterstützt. Wenn die Bewerber nicht zu einem kommen, muss man dahin, wo Bewerber sind. Bei der Standortwahl von Tesla war eben nicht nur das günstige Land und irgendwelche Subventionen oder logistische Vorteile wichtig: Recruiting bzw. die Einschätzung von Arbeitsmarktpotenzial war ein essenzieller Faktor. Ein Phänomen, welches meiner Wahrnehmung nach in Deutschland noch selten ist. Beispiele, wie die Berner Group, welche einen wichtigen Teil ihrer Holding vom beschaulichen Künzelsau in die Rheinmetropole Köln verlegt hat, sind die Ausnahme.

Recruiting ist (auch) Chefsache

Hand aufs Herz – welche eurer Recruiting-Aktivitäten hat hat mal eben rund hundertausend Likes bekommen innerhalt kurzer Zeit – for free? Wann hat euer CEO das letzte mal öffentlich Werbung für euer Recruiting gemacht? Bei Tesla sieht dies anders aus, wie dieser Tweet von Elon Musk zeigt:

Natürlich haben die wenigsten CEOs so eine Reichweite wie Elon Musk. Jedoch kenne ich auch kaum CEOs, die sich so fürs Recruiting einsetzen und aktiv dafür werben. Und ohne Quatsch: Ich würde gerne ein Vorstellungsgespräch mit Elon Musk führen.

Wars das?

Nein, ich könnte natürlich noch mehr aufzählen, wie die Tatsache, dass Tesla früh genug angefangen hat, eine lokale Recruiting-Organisation aufzubauen. Schon vor einigen Monaten wurde der Recruiter-Markt überschwemmt von Anzeigen für Tesla. Vielleicht wurde der eine oder andere von euch auch angesprochen dafür. Insbesondere internationale Unternehmen unterschätzen häufig, wie wichtig es ist, den lokalen Markt zu kennen. Aber natürlich ist auch nicht alles perfekt bei Tesla im Recruiting. Insbesondere bei den klassischen Stellenanzeigen ist durch Titel-Optimierung noch enorm viel Potenzial nach oben.

Hattet Ihr schon Kontakt mit dem Tesla Recruiting? Wie ist eure Meinung hierzu? Schreibt es gerne in die Kommentare oder auf einem meiner Social Media Kanäle.