Es gibt nicht viele Anlaufstellen für HRler, bei denen man auf einen Blick modern aufbereitet aktuelle Themen finden kann. Neben der natürlich sehr aktiven Blogger-Community gibt es nur wenige Online-Medien, die diesem Anspruch gerecht werden. Im Print-Bereich sieht dies anders aus – insbesondere deswegen freue ich mich, euch heute einen neuen Tipp vorzustellen. Ein Projekt von einem echten Veteranen der Szene der HR Kommunikation – Helge Weinberg. Ich bin echt froh, dass ich ihn für ein Interview auf Recruitingnerd.de überzeugen konnte, da ich ihn auch persönlich sehr schätze. Was genau sein Projekt ist und warum es aus meiner Sicht eine echte Bereicherung für die HR Community ist – lest ist hier.

Tim Verhoeven: Lieber Helge, vielen Dank für deine Zeit. Was hat dich dazu bewogen das HR Journal ins Leben zuheben? Gibt es durch HR-Blogs und der einen oder anderen Website nicht schon genug?

Helge Weinberg: Warum ich das HR Journal gestartet habe? Momentan erscheint vieles möglich, und gerade jetzt im Lockdown finde ich jede selbstbestimmte Aktivität befreiend. Die ideale Gelegenheit, etwas komplett Neues zu machen und ein Herzensprojekt in die Tat umzusetzen. Denn in diesem Jahr werden überall die Karten neu gemischt, auch in den Medien. Ja, die Vielfalt in der HR-Medienlandschaft erscheint auf den ersten Blick groß. Auf den zweiten nicht.

Wer taucht denn thematisch tief in HR-Themen ein? Die HR-Bloggerinnen und -Blogger tun das, sie haben die Expertise und zu Recht eine hohe Glaubwürdigkeit. Die HR-Blogs sind allerdings meist auf die Person des Bloggers/der Bloggerin zugeschnitten. Und: Viele von ihnen befassen sich vornehmlich mit Recruiting. Dann gibt es die „klassischen“ HR-Fachmedien. Inhaltlich breit aufgestellt, tiefer gehend, viel Substanz. Gibt es von denen wirklich genug, vor allem Online? Wohl eher kaum. Genau hier würde ich das HR Journal verorten. Unsere Zielgruppe ist HR, Bewerber kommen erst an zweiter Stelle.

Tim: Die Website ist zwar noch recht jung, aber dafür schon beachtlich mit Inhalten gefüllt. Schreibst du all die Inhalte?

Helge: Ich schreibe nur einen kleinen Teil davon. Ganz überwiegend kommen Fachautorinnen und -Autoren zu Wort. Der Grund: Das HR Journal ist kein Blog, sondern als Magazin für Personalmanagement aufgestellt. Es soll die große Bandbreite an Themen in HR abbilden. Und das geht natürlich schlecht, wenn immer nur ich als Autor dort auftauche. Man kann natürlich zu allem seine Meinung äußern, aber viel besser finde ich es, wenn dies Menschen tun, die täglich am Thema dran sind. Das hat dann Substanz und fachkundige Leserinnen und Leser erhalten einen Mehrwert. Ich wüsste nicht, was ich zu spezifischen Fragen etwa im Arbeitsrecht Sinnvolles beitragen könnte.

Tim: Welche Themen kommen denn momentan besonders gut an bei deiner Leserschaft – gibt es da Trends?

Helge: Bei der Planung des HR Journals war ich davon ausgegangen, dass Recruiting und Employer Branding redaktionell eine wesentliche Rolle spielen werden. Das war im April. Schon damals hätte ich es besser wissen müssen. Es kam anders. Ein Blick auf die Anzahl der veröffentlichen Beiträge in den unterschiedlichen Rubriken im HR Journal ergibt ein klares Bild: Die Beiträge zum Thema „Leadership“ sind mit Abstand zahlenmäßig am stärksten vertreten. Aus gutem Grund: In den Unternehmen geht es heute um Führung und Selbstführung, Motivation und Kommunikation. Und um die Frage, wie wir zukünftig arbeiten und zusammenarbeiten werden. Das wird bleiben, hier hat die Diskussion erst richtig begonnen. Mit den oft erwähnten „Hybrid-Modellen“ ist diese nur unzureichend umschrieben. Vielmehr mit der Frage, was uns in technologischer Hinsicht ins Haus steht.

Tim: Als Ausblick: Was hast du noch geplant für deine Website im nächsten Jahr?

Helge: Da gibt es drei Aspekte, die miteinander verbunden sind: Inhaltlich, strategisch und technisch. Inhaltlich ist das HR Journal momentan recht breit aufgestellt. Dafür sprechen gute Gründe und das klappt auch ausgesprochen gut. Momentan ist es noch früh, zu entscheiden, ob dieser Ansatz auf Dauer sinnvoll ist oder eine Spezialisierung besser wäre. Und dann geht es auch um die Frage, wie ich die Leserinnen und Leser stärker an das HR Journal binden kann. Ich denke, Anfang nächsten Jahres wird sich da etwas tun. Das muss auch sein. Stillstand halte ich für das grundfalsche Rezept.

Obwohl das HR Journal aus Sicht von Google erst am 11. August das Licht der digitalen Welt erblickte, ist es dort recht gut aufgestellt. Da geht aber mehr. Stichwort „Reichweite“ – die ganz große Herausforderung für alle Medien. In dieser Hinsicht werde ich unterschiedliche Projekte angehen. Dazu zählen Kooperationen aller Art, die sich für einen Medien-Newcomer auf jeden Fall anbieten. Kooperationsangebote sind deshalb sehr willkommen. Weiterhin werde ich neue Modelle der „Leserinnen/Leser-Blatt-Bindung“ mit entsprechenden Effekten auf die Reichweite austesten. Und schließlich steht der gezieltere Einsatz von Social Media auf dem Programm. Bei diesem Thema befinde ich in guter Gesellschaft.

Unlängst gab es eine kleine, aber hochinteressante Diskussion unter den HR-Bloggern auf Twitter: Bringen Facebook, Xing oder Twitternoch ausreichend Klicks, oder sollte man mit aller Kraft in den Auftritt auf LinkedIn investieren? Aus meiner Sicht ist die Social Media-Landschaft absolut im Umbruch, mit gravierenden Folgen für die Medien. Was dort passiert, macht mich nachdenklich. Da ist ein Prozess im Gang, über den ich mich sehr gerne mit Bloggern und Publishern austauschen würde. Reichweite ist aber nur ein Aspekt bei der Frage, wohin sich das HR Journal im nächsten Jahr bewegen soll. Jedes Online-Medium, das sich nur darauf konzentriert, wird auf die Dauer Probleme bekommen. Der Preis ist Beliebigkeit und der Verlust an Relevanz. Reichweite ist wichtig, aber allemal wichtiger sind mir Antworten auf die Frage, wie ich meine Zielgruppen noch besser erreichen kann.

Tim: Zu guter Letzt welche drei Artikel würdest du den Lesern meines Blogs besonders an Herz legen und warum?

Helge: Aus rund 100 Beiträgen soll ich jetzt drei auswählen? Also: Gut finde ich Beiträge, die einen Sachverhalt grundlegend erklären, einordnen, Erkenntnisgewinn bringen. Davon gibt es im HR Journal recht viele. Nehmen wir als gutes Beispiel den Beitrag „Wie relevant ist Kreativität im Beruf?“ von Philipp Karl Seegers. Es fehlt zwar der HR-Bezug, aber Seegers klärt hier eine grundsätzliche Frage. In einer ähnlichen Klasse spielt „Multi Project Worker – Die Mitarbeiter der Zukunft?“ von Philipp Riedel . Der Beitrag über „Die 12 Hauptkompetenzen, dieFührungskräfte fortan benötigen“ von Anne M. Schüller läuft momentan sehr gut . Das wundert mich nicht: Griffige Formulierungen, flüssig geschrieben, Substanz, ohne überfrachtet zusein. Einfach rund.

Tim: Vielen lieben Dank, Helge. Das ist ein toller erster Einblick für viele, die das HR Journal noch nicht kennen. Also, liebe Leserinnen und Leser: schaut euch gerne mal regelmäßig das HR-Journal an. Hier gibt es viele News – und im Gegensatz zu hier auch zu anderen Themen innerhalb der HR-Welt.