Kurz vor dem letzten Wochenende war es so weit. Am 21./22. Juni 2012 fand der Personalmanagementkongress 2012 im Estrel Hotel Berlin statt – organisiert vom „Bundesverband der Personalmanager“ und dem „Human Resources Manager“. Deutschlands größte Fachtagung zum Thema Human Resources (laut eigenen Aussagen) lockte deutlich mehr als tausend Personalfachkräfte zu diesem spannenden Event.

Für alle diejenigen, die es nicht dorthin geschafft haben, fasse ich meine Eindrücke der beiden Tage zusammen. Heute folgt die Zusammenfassung der Highlights des Donnerstags – in den nächsten Tagen wird dann der Freitag folgen.


Der Tag wurde von Dr. Hajo Schumacher als Moderator eingeleutet. Um das Publikum am Anfang richtig wach zu bekommen, hat Herr Schumacher sein ganzes Können unter Beweis gestellt und viel Wortwitz auf das Publikum abgefeuert. Der gemeinsame Nenner seiner humoristischen Einlage: Gemeinsamkeiten von der Fussball EM und Personalmanagement. Jogi Löw, als „die Führungskraft überhaupt“, Jerome Boateng im Kontext von Diversity und die „Altersteilzeit“ von Miroslav Klose waren nur ein paar seiner Themen. 

Auf Grund der Vielzahl von Themen, Vorträgen und Diskussionen werde ich Ihnen meine 2-3 Highlights pro Tag vorstellen. Einen Überblick über den gesamten Ablauf und alle Vorträge finden Sie hier.

Meine Top-3 des Tages:

1.) Prof Dr. Dr. Gerhard Roth, Professor und Direktor des Instituts für Gehirnforschung an der Universität Bremen:
Herr Roth ist Hirnforscher. Nein, er ist DER Hirnforscher. Sein Vortrag ging um das Thema „Veränderbarkeit“ des Menschen. Er hat als erstes das Hirn des Menschen und dessen Auswirkung auf das Handeln des Menschen erklärt. So weit, so gut. Jetzt kommt der (für Personaler) spannende Teil: Er hat dadurch Ableitungen auf Führungsverhalten erklärt. Angefangen hat er mit dem Thema der physiologischen Auswirkung von Lob/Belohnungen. Dies resultierte in direkten Handlungsempfehlungen für „effektives Belohnen“:

Eine Belohnung sollte

  • selten,
  • unerwartet,
  • auf verschiedene Art,
  • selbst gerecht empfunden,
  • zeitnah auf das Verhalten,

geschehen.

Er widmete sich auch der Tatsache, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist. Stark vereinfacht ausgedrückt ist der Mensch ein Gewohnheitstier, da das Gehirn des Menschen Glückshormone in Gewohnheitssituationen ausschüttet. Je mehr es dieses tut, desto mehr sind wir an die Ausschüttung der Glückshormone gewöhnt und desto schwieriger wird es diese Gewohnheit abzulegen.
 
Wer kann schon damit rechnen, dass man ein Thema wie „Hirnforschung“ so interessant, aufschlussreich und (kaum zu glauben) amüsant vortragen kann?

2.) Roland Hehn, Global Direcor HR, Otto-Bock HealthCare GmbH:
Herr Hehn hat mich sehr positiv überrascht mit seinem Vortrag. Eigentlich hat mich nämlich mehr das Thema (Recruiting in mittelständischen Unternehmen) angezogen, als die Vortragenden. Im Nachhinhein muss ich sagen, dass ich jedem Personaler empfehlen kann, sich diesen Vortrag anzusehen, wenn es die Möglichkeit dazu gibt. Herr Hehn hat eine sehr gelungende Adaption der 4 Ps (product, placement, promotion, price) vom klassischen Produktmarketing ins Personalmarketing abgeleitet.

Er hat sich sehr stark auf die Punkte „product“ (=das Produkt „Job“) und „placement“ (=der Standort, wo das Produkt „Job“ liegt) fokussiert und sich damit von vielen anderen Vortragenden abgehoben. Seine Kernthese: „Wenn wir ein Commodity-Produkt haben, können wir uns nur durch den Preis differenzieren – oder wir müssen das Produkt ändern“. Letzteres hat er anhand vieler Beispiele seines Unternehmens aufgezeigt.

Er hat untere anderem aufgezeigt, wie bei Otto-Bock Maßnahmen umgesetzt wurden, um Positionen in attraktivere Standorte auszulagern und wie verschiedene Programme Jobs aufwerten können.

3.) Sonja Königsberg, Leiterin Personalmarketing, Otto GmbH & Co. KG
Frau Königsberg hielt einen Vortrag zum Thema „Wie Kernbotschaften der Arbeigeberpositionierung an Kollegen und Mitarbeiter transportiert werden“. Man hat sofort nach den ersten Sätzen gemerkt – hier spricht ein Profi. Frau Königsberg wirkt sehr authentisch begeistert, wenn Sie vom Personalmarketing bei Otto spricht. Am meisten hängen geblieben sind bei mir folgende Punkte:

  • Mitarbeiter sollen beim Entstehungsprozess einer Arbeitgebermarke teilhaben
  • Mitarbeiter sollen als Botschafter agieren
  • Eine Arbeitgebermarke soll erlebbar werden (nicht nur bunte Bilder)

Insgesamt zeigte Frau Königsberg tolle Beispiel dafür, wie man eine Arbeitgebermarke intern und extern erlebbar machen kann. Die Inhalte des Vortrags waren nicht innovativ, aber sie zeugen von einem außerordentlich gutem Handwerkszeug im Personalmarketing.

Fazit des ersten Tages:
Eine tolle Veranstaltung und einige sehr interessante Vorträge – gepaart mit einer sehr opulenten Abendveranstaltung („Nacht der Personaler“).